Präsentation von AleutBio beim Crustacean Symposium in Paris, Juli 2025 (https://tcs2025.sciencesconf.org/)

Abschied von AleutBio: Das Ende einer Reise – und neue Anfänge

Prolog

Liebe Leserinnen und Leser,
Zeit ist eine seltsame Sache – manchmal kriecht sie dahin, und alles zieht sich endlos hin; ein anderes Mal rast sie an uns vorbei, und wir fragen uns:
Wo ist sie nur geblieben?
Wir haben all diese Facetten erlebt – und stehen nun am Ende des AleutBio-Projekts. Dies ist unser letzter Blogeintrag, ein bittersüßer Abschied.

Akt 1: Aufbruch mit Begeisterung

Unsere Reise begann im Juli 2022 im abgelegenen Dutch Harbour – voller Vorfreude und Tatendrang. An Bord der RV Sonne machten wir uns auf, die Tiefsee zu erforschen – ein Lebensraum, den bisher nur wenige wirklich untersucht haben. Alles war neu: neue Kolleginnen und Kollegen, atemberaubende Meereslandschaften, unbekannte Arten und frische wissenschaftliche Einblicke.

Sieben Wochen verbrachten wir auf See – herausgefordert durch pandemiebedingte Einschränkungen und anstrengende Nachtschichten. Doch wir haben mehr erreicht, als wir zu hoffen wagten, und kehrten mit einer unglaublichen Vielfalt an Proben nach Frankfurt zurück – bereit, in die Tiefen des entdeckten Lebensraums einzutauchen.

Akt 2: Der Alltag eines Tiefsee-Forschenden – Weniger Glamour, viele Hürden

Tiefseeforschung klingt nach einem einzigen Abenteuer – und manchmal ist sie das auch. Doch ein Großteil unserer Arbeit bestand aus langen Stunden im Labor oder vor dem Bildschirm – geprägt von repetitiven, manchmal zermürbenden Aufgaben. Und dennoch: Die Momente der Entdeckungen unter dem Mikroskop waren oft schlichtweg atemberaubend.

Wir wollten Verbreitungsbarrieren von Tiefseearten untersuchen – und stießen dabei selbst auf zahlreiche Hürden. Laborarbeiten verliefen nicht wie geplant, Rückschläge warfen uns um Monate zurück. Die fehlenden unmittelbaren Ergebnisse waren mitunter entmutigend – wir fühlten uns wie im Daueranstieg. Doch jeder kleine Durchbruch brachte neue Motivation, und jede Herausforderung machte die Erfolge umso wertvoller.

Akt 3: Endspurt

Der letzte Abschnitt des Projekts glich einem monatelangen Sprint – ein Wettlauf gegen die Zeit, um unsere Forschungen abzuschließen, Ergebnisse zusammenzutragen und daraus eine kohärente Geschichte zu formen. Sogar während wir diesen Blog schreiben, sind wir noch mitten im Prozess, die losen Enden zu verknüpfen.

Aber der Optimismus überwiegt – unsere Arbeit trägt Früchte. Wir konnten zeigen, wie der Aleutengraben mit anderen ozeanischen Regionen verbunden ist, und haben seine erstaunliche Artenvielfalt sichtbar gemacht. Zahlreiche neue Asselarten wurden entdeckt – sechs von ihnen werden bald offiziell benannt 😊.

Diese Erkenntnisse sind nur die Spitze des Eisbergs und eröffnen spannende Perspektiven für zukünftige Forschung.

Epilog

Und nun ist es Zeit, die Bühne den eigentlichen Hauptdarstellerinnen und -darstellern dieses Projekts zu überlassen. Hier kommen ihre letzten Worte – Gedanken aus dem Herzen des AleutBio-Teams:

Angelika:

AleutBio war aufgrund der geopolitischen Lage ein äußerst anspruchsvolles Projekt, das erhebliche Anstrengungen und zahlreiche Anpassungen in Bezug auf Logistik, wissenschaftliches Personal sowie die geographische Untersuchungsregion erforderte.

Dennoch können wir heute sagen, dass diese Herausforderungen in hervorragender Weise gemeistert wurden. Die notwendige geographische Verlagerung des Projekts hat sogar zu bemerkenswerten wissenschaftlichen Überraschungen und sehr erfreulichen Daten geführt.

Zwar haben wir nur etwa ein Zehntel der Anzahl an wirbellosen Tieren gesammelt, wie zuvor im Kurilen-Kamtschatka-Graben, jedoch eine vergleichbare Artenvielfalt festgestellt – ein bemerkenswerter Befund. Besonders hervorzuheben ist die enorme Konnektivität einiger Arten aus dem östlichen Aleutengraben, die auch im Kurilen-Kamtschatka-Graben oder sogar im Japangraben nachgewiesen wurden.

Mein großer Dank gilt dem BMBF für die großzügige finanzielle Unterstützung, der Leitstelle Forschungsschiffe für die unermüdliche und stets verlässliche Hilfestellung, der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung sowie meinem hervorragenden wissenschaftlichen Team. Ebenso danke ich allen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern an Bord der Expedition und unseren Kooperationspartnern.

Steffi:
„Die Herausforderungen waren enorm – aber die Belohnungen ebenso. Jedes Hindernis war zugleich eine Chance, zu lernen, sich anzupassen und zu wachsen – sowohl als Wissenschaftler*innen (oder einfach als Menschen :-)) als auch als Team. Die Vielfalt, die wir entdeckt haben, ist ein beeindruckendes Zeugnis für die Wunderwelt der Tiefsee.“

Davide:
„Wenn ich auf unsere Reise zurückblicke, verspüre ich eine Mischung aus Stolz und Nostalgie. AleutBio war mehr als nur Forschung – es war ein echtes Abenteuer, geprägt von persönlichem Wachstum und Teamgeist. Wir hatten großartige Momente, aber auch viele Herausforderungen. Doch wir haben als geschlossenes Team gearbeitet und jede Hürde gemeistert. Heute die Ergebnisse unserer Beharrlichkeit und harten Arbeit zu sehen, ist unglaublich erfüllend. Was mir am meisten in Erinnerung bleiben wird, ist dieser außergewöhnliche Teamgeist. Ich bin dankbar für das gemeinsame Engagement und die Entdeckungen, die wir miteinander teilen durften.“

Abschied von AleutBio. Diese Reise endet – aber neue Anfänge warten.

Vielen Dank, dass ihr uns auf diesem Abenteuer begleitet habt.

Auf viele weitere faszinierende Entdeckungen in der Tiefsee – wir arbeiten weiterhin mit dem AleutBio-Material und präsentieren unsere umfassenden Daten auf internationalen Konferenzen.

Alles Gute und vielen Dank für eure Teilnahme!

Stefanie Kaiser, Davide Di Franco und Angelika Brandt, Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung