Wissenschaftliche Zusammenarbeit auf der ganzen Welt
Wenn man sich auf einem Forschungsschiff in einem abgelegenen Teil des Pazifiks befindet, ohne Mobilfunknetz und mit recht eingeschränktem Internetzugang, kann man das Gefühl haben, dass die normale Welt mit ihren Problemen wirklich weit weg ist. Und auch, dass die Weltpolitik nichts mit uns an Bord und unserer Wissenschaft zu tun hat.
Leider zeigt der Fall dieser Expedition, dass dies nicht immer der Wahrheit entspricht.
Die AleutBio-Expedition sollte die fünfte in einer Reihe von Nordwestpazifik Expeditionen sein, die von Wissenschaftlern aus Deutschland und Russland gemeinsam durchgeführt werden. Alles war geplant, die Vorbereitungen hatten bereits begonnen und dann kam der 24. Februar…
Die unglückliche politische Entwicklung hat die Ukraine und die ganze Welt getroffen und auch unsere Pläne verändert. Wir mussten die Zusammenarbeit mit den russischen Kollegen und die Pläne für die Arbeit in russischen Gewässern aufgeben.
Die AleutBio-Expedition wurde vom Nordwestpazifik in den Nordostpazifik verlegt. Wir mussten die gemeinsamen Projekte mit den russischen Kollegen einstellen, und sie konnten nicht an der Expedition teilnehmen.
Dies war ein Verlust, nach vielen Jahren effektiver und fruchtbarer Zusammenarbeit, die zur Veröffentlichung von 147 Artikeln in vier Sonderausgaben renommierter Fachzeitschriften führte: Deep Sea Research II und Progress in Oceanography sowie viele andere, die anderswo veröffentlicht wurden. Eine weitere gemeinsame Errungenschaft war die Veröffentlichung des frei zugänglichen biogeografischen Atlas der Fauna des tiefen NW-Pazifiks (Abbildung 1). Diese Zusammenarbeit hat es ermöglicht, die russische wissenschaftliche Literatur zu nutzen und weltweit zugänglich zu machen, für diejenigen, die der kyrillischen Schrift nicht mächtig sind. Bisher dahin war diese Wissensquelle oft unzugänglich oder unlesbar. Das Wichtigste ist jedoch nicht nur die Anzahl der Artikel, sondern auch, dass unser Wissen über die Tiefsee des Nordwestpazifiks erheblich gewachsen ist. Dank dieser Errungenschaften konnten wir anfangen, darüber nachzudenken, wie wir dieses außergewöhnliche und empfindliche Ökosystem verwalten und gegebenenfalls schützen können. Aber jetzt ist diese Zusammenarbeit eingefroren.
Ich verstehen die Gründe für diese Entscheidungen, und ich bin mir bewusst, dass unsere Kollegen wahrscheinlich ähnliche Gedanken haben wie ich. Nach vielen Jahren der wissenschaftlichen Zusammenarbeit sind sie nicht nur unsere wissenschaftlichen Kollegen, sondern auch unsere Freunde. Wir vermissen sie hier sehr (Abbildung 2). Die derzeitige Krise und die Entwicklungen sind wirklich ein bedauerlicher Rückschritt.
Die Hauptbotschaft dieses kurzen Beitrags ist, dass diese unnötige Aggression so schnell wie möglich gestoppt werden muss. Ich hoffee, dass sie in naher Zukunft aufhört, und ich hoffe, dass wir dann unsere Forschungskontakte und Projekte mit unseren russischen Freunden und Kollegen wieder aufnehmen können.