Was geht da vor im Sediment? Blick in das Probenrohr des Multicorers (MUC).

Wer bin ich?

Mein Name ist Elva Escobar. Ich bin leitende Wissenschaftlerin am Institut für Meereswissenschaften und Limnologie an der Nationalen Autonomen Universität von Mexiko. Seit 35 Jahren beschäftige ich mich mit der Artenvielfalt in Tiefseesedimenten. Meine Forschungen haben dazu beigetragen zu verstehen wie sich die Arten unter den Bedingungen eines begrenzten Nahrungsangebots, unter hohem Druck, Dunkelheit und niedrigen Temperaturen verteilen und wie sie sich in Raum und Zeit verändern. Dieses Wissen wurde bereits bei der Planung von Tiefsee-Schutzgebieten in Mexico eingesetzt. Ich habe mich aus mehreren Gründen an der AleutBio-Expedition beteiligt. Der wichtigste ist, dass ich mein Fachwissen über die Ökologie von Weichbodensedimenten in der Tiefsee erweitern möchte und außerdem meine Kenntnisse über die Probenahme mit ähnlichen Geräten und die Probenverarbeitung einbringen kann. Außerdem freue ich mich, Teil der internationalen Expertengruppe zu sein, die die abyssale und hadale Artenvielfalt eines Graben-Transekts untersucht. Auf diese Weise erhalte ich einen Einblick in das Verständnis der Unterschiede zwischen den Komponenten der biologischen Vielfalt in den hohen Breiten und denen in den Tropen wo ich bisher gearbeitet habe. Ein weiterer Grund für meine Teilnahme ist die Möglichkeit, mit den Experten in Kontakt zu treten und die Effizienz der verschiedenen Probenahmegeräte zu erkennen und zu verstehen sowie den neuesten Stand der Methodik der integrative Taxonomie zu erfahren, die hilft die biologische Vielfalt der Tiefsee zu dokumentieren und zu erkennen.

 Ich habe viele der auf dieser Expedition verwendeten Probenahmegeräte zur Gewinnung von Sedimentproben (Schleppnetze, Kastengreifer (BC), Multicorer (MUC)) sowohl zu Hause als auch in Zusammenarbeit mit anderen bereits eingesetzt. Außerdem setzten wir ein Ozeanboden Observationssystem (OFOS) mit Kamera und Videoaufnahmen ein. Der Epibenthosschlitten (EBS) ist ein Schleppnetz, das seit mehreren Jahrzehnten eingesetzt und durch die Wissenschaftler dieser Gruppe für die Probenahme verbessert wurde. Der EBS ist ein wichtiges und sehr effizientes und effektives Gerät zum Sammeln von Makrofauna (und teilweise auch Megafauna) für die Untersuchung der biologischen Vielfalt der Tiefsee. Es wird in der Regel etwa 1 km über den Meeresboden geschleppt. Ich plane, einen Beitrag zu dieser Fahrt zu leisten, indem ich die Biomasse der vorherrschenden benthischen Komponenten bestimme, den Reichtum zwischen MUC- und BC-Proben vergleiche, Proben sortiere sowie Exemplare von Mysida und Leptostraca identifiziere. Für diese Aktivitäten benötige ich den Zugang zu den Proben an Bord. Ich plane, zwei junge Wissenschaftler in die Arbeit mit den Bryozoen und Pygnogonida dieser Expedition einzubeziehen, indem ich im Anschluss an die Fahrt um eine vorübergehende Ausleihe der Proben bitte.

 Was ich an Bord am meisten schätze, ist die Zusammenarbeit und das Zusammentreffen mit Menschen, die über große Fähigkeiten und taxonomische Kenntnisse verfügen, die wissen, wie die Geräte zu bedienen sind oder die eine umfangreiche Datenbank unterhalten, um den Überblick über die Proben und die aus der Probenverarbeitung an Bord resultierenden Daten zu behalten. Ich habe das Glück, dass ich mit meinem bescheidenen Fachwissen über die Artenvielfalt in der tropischen Tiefsee und die Probenahme einen Beitrag leisten kann. Die Expedition bietet mir Raum für den Dialog über die Herausforderungen, den Nutzen und die Grenzen der neuesten Probenahmestrategien, die bei der Suche nach dem Verständnis der Artenvielfalt in der Tiefsee angewendet werden, und bietet eine integrative Arena für Ideen zur Verbesserung der wissenschaftlichen Erkenntnisse. Ich bin dankbar, an Bord zu sein, denn diese Erfahrung bietet die Möglichkeit, mit international renommierten Wissenschaftlern, Führungskräften, ihren Teams und Studenten in Kontakt zu treten. Es bietet die Möglichkeit zu lernen, wie man die Ausrüstung bedient, Proben sammelt, die dynamische Positionierung einsetzt, wie man Seillänge, Fier- und Hiev-Geschwindigkeit richtig einsetzt und Seilspannung interpretiert.

Die AleutBio-Expedition ist von grundlegender Bedeutung für das Verständnis und die Analyse der abyssalen und hadalen Artenvielfalt. Die wochenlange Arbeit an Bord hat zu neuen Tiefenrekorden für Taxa und zur Entdeckung und Beschreibung der Vielfalt und Dichte der Megafauna auf dem Meeresboden beigetragen sowie zur Analyse von Höhlen und deren Nutzung durch lokale Arten. Wir haben auch etwas über die Unterschiede zwischen dem Aleuten- und dem Kuril-Kamtschatka-Graben sowie über die Zusammensetzung der Fauna dieses Grabens und die Konnektivität der Arten gelernt.
Ich bin von den ersten Ergebnissen sehr positiv beeindruckt.

Die Rohre mit den Proben werden ganz vorsichtig aus MUC entnommen, damit die Probe nicht im letzten Moment verloren geht oder verunreinigt wird.  
Das Agassiz Trawl kommt zurück aus der Tiefsee
Am Ende werden die letzten Proben mit der Pinzette aus dem Netz gesammelt.
An Bord eines Schiffes muss man sich selber zu helfen wissen. Wissenschaftler beim Reparieren des Agassiz Trawl Netzes.
Eine der wichtigsten Aufgaben ist das Sieben der Sedimentproben. Es gilt schnell, aber vorsichtig zu sein. Die Proben dürfen nicht warm werden, aber auch nicht kaputt gehen.
Auch Teamwork ist wichtig. Es wird immer eine Hand extra gebraucht. Hier beim Absaugen des Wasserüberstands beim Großkastengreifer
Das bin ich. Dr. Elva Escobar.