FS Sonne. Auf Expedition im Aleutengraben 2022.  

AleutBio in der UN Dekade für Ozeanforschung und nachhaltige Entwicklung 2021-2030

Wissenschaft für unsere Zukunft

Der Ozean ist der größte Lebensraum auf unserer Erde. Der Ozean ist für den Menschen global sehr wichtig. Er ist verantwortlich für 80 % des Wärmetransports, liefert 50 % des globalen Sauerstoffes, nimmt 33 % des produzierten CO2 auf und ist Heimat von 50-80 % aller Arten auf der Erde. Der Ozean ist ebenso für unsere Wirtschaft und Gesellschaft unverzichtbar, da 90 % aller Güter über das Meer transportiert werden, 40 % aller Menschen an der Küste leben und die Ozeane 3 Milliarden Menschen ernähren. Die Meere sind sehr wichtig für den Welthandel, Tourismus, sie beherbergen fossile Brennstoffe und vieles mehr.

Die Gesundheit, Sicherheit und das menschliche Wohlergehen, nachhaltige Entwicklung und wirtschaftliches Wachstum hängen von einem gesunden Ozean und wesentlich vom Wissen über den Ozean ab. Die Meere bedecken ca. 71 Prozent der Erde und sollten daher eine wichtige Rolle in der nachhaltigen gesellschaftlichen Entwicklung spielen. Die Ozeanforschung vereint eine Vielzahl von Disziplinen (physikalische, geologische und chemische Ozeanografie sowie Meeresbiologie), die die globale Meeresumwelt untersuchen und Daten dazu liefern (z. B. Meeresorganismen, Ökosystemdynamik, Meeresströmungen, Wellen, geophysikalische Flüssigkeitsdynamik, Stoffflüsse, Plattentektonik und Geologie des Meeresbodens). Die Forschung bereits hervorragende Beiträge und Grundlagen für die Ozeandekade geliefert, wie z. B. im Rahmen des Census of the Marine Life (CoML), der Volkszählung in den Weltmeeren.

Im Anthropozän beeinflusst der Mensch den Ozean immens obwohl er für uns unverzichtbar ist, eine wertvolle Quelle für viele Ressourcen darstellt (s.o.) und eine wichtige Rolle im Klimawandel spielt, welcher ebenfalls durch die Menschheit beschleunigt wird. Die UN Ozeandekade hat daher das Ziel, disziplin- und länderübergreifend transformative Lösungen für den Schutz und den nachhaltigen Nutzen des Ozeans zu finden und umzusetzen.

Die Generalversammlung der Vereinten Nationen hat daher sieben Ziele für die Dekade der Ozeanforschung für nachhaltige Entwicklung bis zum Jahr 2030 beschlossen. Sehr vereinfacht gesprochen soll der Ozean bis 2030 sauberer, gesunder und widerstandsfähiger, produktiver, voraussagbarer, sicherer, zugänglicher und inspirierender werden.

Die Vision der Dekade setzt auf einen partizipativen und transformativen Prozess, damit Wissenschaftler, politische Entscheidungsträger, Manager und Dienstleistungsnutzer zusammenarbeiten können. Dies soll sicherzustellen, dass die Meeresforschung sowohl für das Ökosystem Ozean als auch für die Gesellschaft einen größeren Nutzen bringt. Diese Dekade soll Brücken schlagen zwischen Generationen, Geschlechtern und Nationen und die globale Kommunikation und das gegenseitige Lernen zwischen den Forschungs- und Interessengruppen erleichtern.

Um die Bedeutung und auch die Aufgaben dieser Herausforderungen und Missionen der UN Dekade zu untermauern, national wie international abzustimmen und im Zusammenschuss von Wissenschaft, Gesellschaft, Politik und Industrie den Zustand des Ozeans bis 2030 auch transformieren zu können wurden je sieben „Ozean-Aktions-Labore“ (ocean decade laboraratories: https://www.oceandecade-conference.com/en/ocean-decade-laboratories.html) von ca. 48 Stunden eingerichtet.

Das Clean Ocean Laboratory wurde von Angelika Brandt und Saskia Brix geleitet, Elva Escobar fungierte als externe Beraterin und Co-PI, aber es haben eine ganze Reihe internationaler Experten geholfen dieses Laboratory mit Leben zu füllen und auch Empfehlungen für einen sauberen Ozean zu erarbeiten (siehe Links und Abbildung unten).

https://www.oceandecade-conference.com/en/a-clean-ocean.html

https://www.newsbreak.com/news/2436864685283/a-clean-ocean-by-2030-un-experts-clean-ocean-manifesto

Ein sauberer Ozean ist wichtig für die Artenvielfalt im Meer und auch das menschliche Wohlergehen. Die AleutBio-Expedition erforscht die Verteilung von Meeresorganismen und trägt zum Verständnis der Veränderungen der biologischen Vielfalt und ihrer Verbreitung im Nordpazifik, dem Tor zur Arktis, bei. Ziel der AleutBio-Expedition SO293 ist es daher, neben biogeochemischen Untersuchungen, Meeresbodenorganismen aller Größenordnungen (Protisten, Meio-, Makro- und Megafauna) in der östlichen Beringsee sowie in den Abyssal- und Hadalgebieten des östlichen Aleutengrabens zu analysieren. Wir planen, die Artenvielfalt zu beschreiben, biogeografische Zusammenhänge aufzuzeigen und die Konnektivität der Arten mit denen des Arktischen Ozeans und des Kuril-Kamtschatka-Grabens in Zeiten des schnellen Klimawandels zu untersuchen. Mit Hilfe von bathymetrischen Kartierungen soll die Bodentopographie erforscht werden, um die am besten geeignete Stelle für den Einsatz der Instrumente zu bestimmen.

Was kann jeder dazu beitragen?

Ein sauberer Ozean ist frei von Plastik, Verschmutzung, Lärm und Ozeanversauerung. Der saubere Ozean beginnt nicht im Atlantik, Pazifik oder Indischen Ozean, sondern bei uns, denn wir entscheiden, wie wir Wasser nutzen, was wir essen, wie wir Waren transportieren. Jeder ist aufgefordert, sich für einen sauberen Ozean zu engagieren und mitzumachen. Denn Ozean beginnt hier, bei uns! Jeder Mensch ist gefragt die eigenen Handlungsoptionen zu hinterfragen und nachhaltig zu verändern oder bei der UN Ozeandekade mitzumachen und sich zu engagieren. Wir müssen gemeinsam für den Ozean nachhaltiges Wissen entwickeln und weitergeben und dieses auch umsetzen für den Schutz des Meeres, der Biodiversität und unsere eigene Zukunft. Dies ist keine Aufgabe, die eine Generation allein erreichen kann. Jeder kann mithelfen, die Aufgaben und Herausforderungen weitertragen, die Kommunikation und den Dialog national und international fördern, Kontakte suchen und die Wissenschaft vorantreiben für den Ozean, den wir für unsere Zukunft brauchen.

Morgen erfahrt ihr von meiner Kollegin Elva Escobar etwas über saubere Ozeane und den Aleutengraben.

Angelika Brandt, Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt