Das Ocean Floor Observation System (OFOS).    

Ichnologie und Tiefseeforschung mit Hilfe hochauflösender Bilderfassung

Die Ichnologie ist die Wissenschaft, die sich mit den von Organismen auf oder im Substrat erzeugten Strukturen befasst, einschließlich aller Fragen im Zusammenhang mit Bioturbation, Bioerosion und Biodeposition. Die Ichnologie befasst sich sowohl mit den Prozessen (Interaktion zwischen Spurenverursachern und Substraten) als auch mit den Endprodukten (den entstandenen Spuren). Diese Wissenschaft kann in zwei Hauptbereiche unterteilt werden: Neo-Ichnologie (die Untersuchung moderner Spuren) und Paläo-Ichnologie (die Untersuchung von Spurenfossilien).

Die Biosphäre ist eine der wichtigsten Komponenten des Ökosystems Erde, die mit der Lithosphäre und den Sedimenten interagiert und diese beeinflusst. In weichen Substraten wie Tiefseesedimenten erfolgt diese Wechselwirkung hauptsächlich durch Bioturbation und die Aktivität von benthischen Organismen, die Spuren hinterlassen. Die Tiefsee ist bekanntlich der größte Lebensraum der Erde, und sie ist weitgehend von weichen Sedimenten bedeckt. Dementsprechend können diese Sedimente durchaus die vorherrschende Landschaft auf der Erde bilden. Daher ist die Untersuchung der Beziehungen zwischen Tieren und Sedimenten in der Tiefsee ein wichtiges Instrument, um die Erdgeschichte zu verstehen…

… und das ist meine Aufgabe an Bord der AleutBio-Expedition. Ich bin Olmo Miguez-Salas, ein Humboldt-Postdoc-Stipendiat, der am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt arbeitet. In meiner Forschung beschäftige ich mich mit der ichnologischen Analyse von Meeressedimenten, d.h. ich untersuche die Lebensspuren, die Tiere hinterlassen. In der Tiefsee werden diese Aktivitäten der Bioturbation hauptsächlich von der bodenlebenden Fauna durchgeführt und umfassen unter anderem das Wühlen, die Nahrungsaufnahme und -ausscheidung. Während der AleutBio-Expedition werde ich diese Bioturbationsprozesse anhand von Bildern des Ocean Boden Observations System (OFOS) auf FS SONNE analysieren. Das OFOS verfügt über je eine hochauflösende Video- und Fotokamera. Zur Bestimmung des Beobachtungsmaßstabs werden drei Laserpointer (rote Punkte) verwendet, die einen Abstand von 40 cm haben. Auch wenn überall viele Spuren von Tieren zu beobachteten sind wurden bisher deutliche Unterschiede in den Bioturbation-Strukturen zwischen dem Beringmeer und der Umgebung des Aleutengrabens festgestellt. Einerseits dominieren im Beringmeer Höhlen und Kothaufen, die von kleinen „Seeschweinen“ (so heißen diese Seegurken) stammen. Unter den Höhlen fallen die sublinearen Höhlen auf, die an mysteriöse Löcher erinnern, die kürzlich im Atlantik entdeckt wurden. Andererseits ist die Umgebung des Aleutengrabens geprägt von Lebenspuren (Seeigel, Würmer und Seegurken). Einige dieser Spuren, insbesondere die von Seeigeln, können meterlang werden und sehen fast aus wie eine Tiefsee-„Autobahn“.

Olmo Miguez Salas

Beispiel für einen Fäkalienabdruck aus dem Aleuten-Graben.  
Beispiel für die Spur eines gepanzerten Wurms.
Von Seeigeln hinterlassene Spuren („Autobahnen“). Die Punkte sind im Abstand von 40 cm angeordnet.
Große, mysteriöse, sublineare Höhlen, die wahrscheinlich von Tieren gegraben wurden.