Wissenschaftler beim Sortieren der EBS-Proben    

Und was haben wir heute im Netz?

Hallo von unserer fahrenden Forschungsstation! Mein Name ist Katharina Kohlenbach und ich habe das Glück als Masterstudentin bei der AleutBio Expedition dabei zu sein!

Ich bin unter anderem Teil des EBS-Teams (Epibenthosschlitten). Unsere Arbeit teilt sich grob in zwei Teile. Zuerst muss der „gefangene“ Tiefseeschlamm aus dem Schlitten entnommen werden. Dafür ziehen wir uns schicke neonfarbene Hosen, Jacken, Handschuhe, Sicherheitsschuhe mit Stahlkappen und einen Helm an. So ausgerüstet dürfen wir aufs Deck und holen uns aus unserem Schlitten das Sediment, das aus bis zu 7.200 m Tiefe stammt. Dieses wird vorsichtig gesiebt und dann „picken“ wir die ersten Tiere mit einer Pinzette aus dem Sieb, um sie zu sortieren und zu fotografieren. Danach wird der Rest des Sediments mit Ethanol fixiert.

Nach 48 Stunden fängt der zweite Teil unserer Arbeit an: Das eigentliche Sortieren. Dafür steht eine Reihe von Binokularmikroskopen bereit an denen wir tagein tagaus sitzen, Musik hören und aus dem fixierten Sediment Tiere nehmen. Das wirkt auf den ersten Blick vielleicht nicht so spannend, aber ich bin jedes Mal überrascht was sich dort unten am Meeresgrund alles herumtreibt. Neben grazilen Würmern, wunderschönen Foraminiferen, zerbrechlichen Glasschwämmen und unzähligen Ruderfußkrebsen findet man auch transparente Seegurken, elegante Schlangensterne, winzige Muscheln und Schnecken. Dabei muss man vorsichtig sein, damit man die kostbaren Funde nicht aus Versehen zerquetscht. Außerdem arbeiten wir immer „auf Eis“, das heißt, dass unsere Petrischalen mit dem Sediment auf Eisschalen stehen und kein Tier zu lange ungekühlt ist, da sonst die DNA (die Erbinformation für unsere Verwandtschaftsanalysen und Analysen der Konnektivität der Arten) zerstört wird, die wir noch für spätere Analysen benutzen möchten. Manche Tiere einer vermeintlichen Art sind sich nämlich äußerlich (beinahe) identisch und können nur mittels DNA-Vergleich unterschieden werden!

Ganz besonders freue ich mich über Tiefseeasseln (die mit unseren Kellerasseln verwandt sind), über die ich meine Masterarbeit am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturkundemuseum in Frankfurt schreiben werden. Genauer gesagt werde ich mich mit einer bestimmten Familie der Asseln beschäftigen: den Ischnomesiden. Diese kleinen Krabbeltiere fallen durch ein besonders langes Segment in der Mitte ihres Körpers auf. Bisher ist kaum etwas über sie in dieser Region der Welt bekannt und daher ist es umso spannender zu beobachten, wo wir sie finden werden. An den ersten zwei Stationen im Beringmeer gehörten sie bisher zu den häufigsten Asseln in unseren Proben. Hoffentlich kann meine Masterarbeit ein wenig Licht ins Dunkel ihrer Verbreitung bringen!

 

Ich schicke liebe Grüße vom anderen Ende der Welt!

 

Katharina Kohlenbach

Für die Arbeit an Deck braucht es spezielle Kleidung  
Der EBS wird für seinen nächsten Einsatz vorbereitet
Alles ist bereit, um mit dem Sortieren anzufangen
Eine Ischnomeside aus der Tiefsee.
– von Oben –
Eine Ischnomeside aus der Tiefsee. – von der Seite –