Der Weg der (Bohr-)Kerne
Mein Name ist Ann-Kathrin Weßels und ich bin zweite Geräteeinsatzleiterin für den MUC (Multiple Corer) und arbeite neben meinem Masterstudium beim DZMB in Wilhelmshaven.
Inzwischen sind ist die Expedition fast am Ende und und damit ist die Stationsarbeit, also das eigentliche Probennehmen, auch beendet. Nach 32 Einsätzen und 445 genommenen Sediment-Kernen waren wir am Ende ein eingespieltes Team. Während unser Teamleiter Freddy die Aufgabe hatte das Gerät einsatzbereit zu machen, es zu fieren und hieven und am Boden korekt abzusetzen wie das Deck sauber zu hinterlassen, übernahm ich die Rolle mich im Labor um die Verteilung und anschließende Fixierung der Proben zu kümmern.
Freddys Arbeit ist wichtig, denn man kann man sich vorstellen, dass es garnicht so einfach ist aus einer Meerestiefe von mehreren tausend Metern ein Stück Boden so auszustechen, das die Probe nicht beschädigt oder vermischt wird und sie dann wieder heil zu uns auf das Schiff zu bekommen. Gelingen tut dieses Unternehmen mit Hilfe unseres Gerätes dem MUC. MUC (engl. „Multicorer), man kann das grob in das Deutsche überstetzten mit „Mehrfach Kerner“. Dieser Name ist darauf zurück zu führen, dass wenn das Gerät am Meeresboden ankommt angekommt große Akrylrohre, in den Meeresboden gedrückt werden. Unser MUC ist mit 20 dieser Rohre ausgerüstet die sich beim Anheben des MUCs selbst verschließen und ein kleines unversehrtes Stück Meeresboden wieder mit nach oben bringen. Die so erhaltenen Sedimentproben werden Kerne genannt. Aufgrund der Beschaffenheit des Meeresbodens (zu hart, oder zu weich) oder bei schwierigem Wetter (starker Wellengang) kann die Probename gestört werden. So kann es passieren, dass bestimmte Rohre später, nicht ganz oder garnicht schließen, bzw. leer sind.
Beim Verteilen der Kerne gibt es einige Dinge zu beachten. Es galt, wenn wir uns nicht gerade die glücklichen Besitzer von 20 perfekten und ungestörten Sediment-Kernen nennen konnten, dass die unterschiedlichen Bedüfnisse aller beteiligten Arbeitsgruppen mit in die Entscheidung einbezogen werden, wer welche Sediment-Kerne bekommt. Es war dann mein Job möglichst alle „glücklich“ zu machen mit dem Material, das uns zur Verfügung stand.
Grundsätzlich kann man sagen, dass alle Arbeitsgruppen möglichst ungestört Sediment-Kerne mit klarem Bodenwasser haben wollten.
Bei einem Mini-Inteview meinerseits mit der Frage: „Wie würde für eure Arbeitsgruppe der perfekte Sedimentkern aussehen?“ wurden mir folgende Antworten gegeben:
J.P. (Stellvertretend für die HADAL Gruppe) antwortete ohne groß überlegen zu müssen: „Der perfekte Kern für uns hat mindestens 5 Zentimeter klares Obeflächenwasser gefolgt von einer 10 Zentimeter dicken Schicht von flüssigem grauen Sediment. Unter diesem befindet sich dann kompaktes graues Sediment mit Banden von braunen Sedimentschichten.“
Team Foram, Andy und Jan, wünschen sich für ihre Kerne möglichst viele Vertreter der Gruppe der Foraminiferen, Andy besonders Xenophyophoren, möglichst unbekannte Vertreter dieser Gruppe und lebendig.
Für unser Team vom DZMB ist es immer ein bischen wie Weihnachten wenn wir die Sedimentkerne einpacken um diese dann in der Heimat wieder auspacken um sie weiter zu bearbeiten. Die Tiere die auf die wir die Sedimentkerne untersuchen sind leider mit dem bloßem Auge nicht zu erkennen, somit wissen wir auch erst bei uns im Institut nach der Bearbeitung der Sedimentproben wie viele Tiere wir denn eigentlich mit nach Hause genommen haben. Diese Tiere, die zur Meiofauna gehören haben eine größe zwischen 0,032 mm und 1 mm haben und leben direkt im Meeresboden.
Zuletzt bleibt noch zu erwähnen, dass wir mit dem letzten Geräteeinsatz einen perfekten Abschluss dieser Expedition bekommen haben. Die Proben, die uns unser Gerät wieder mit auf das Deck gebracht hat entsprachen genau den Wunschvorstellungen des HADAL-Teams. Und auch alle anderen standen mit einem strahlendem Lächeln auf dem Deck mit der Vorfreude die Proben zu bearbeiten, und vielleicht auch ein bischen traurig das der anstregende aber auch wichtige Teil der Arbeit, die Probennahme nun ein Ende gefunden hat.