Vorkommen vereinzelter, kleiner Gruppen von friedlich grasenden Wasserläusen (markiert durch rote Pfeile) in den unendlichen Weiten des Ozeans.  

Seemannsgarn

Geneigte Leser,

heute ist ein sonniger Tag. Es ist angenehm, nicht zu warm, nicht zu kalt. Ich habe hier auf See eine Rolle Garn in der Tasche. Eine große Rolle Garn.

Ihr habt schon einiges von uns erfahren, über unser Leben an Bord der FS Sonne. Wir sind jetzt auf der Rückfahrt. Nach den vielen hektischen Wochen voller Arbeit erscheinen uns die Tage nun geradezu leer. Apathisch stampft das Schiff durch die Wellen. Unser Leben ist geprägt von stumpfer Routine, langweiligen Wartezeiten auf dem „Hier ist nichts los“ Längengrad und dem „Da ist auch nichts los“ Breitengrad. Und das Stunde für Stunde, Tag für Tag auf dem Ozean der Ödnis.
Es passiert wirklich nichts Spektakuläres. Nur ab und zu, unerwartet, überraschend und ganz ganz ganz selten, kommt es zu beeindruckenden Begegnungen zwischen uns Forscherinnen und Forschern und den wilden Tieren des Ozeans, die unser tristes Dasein aufmuntern.

Wir haben gut Sicht auf das Wasser und plötzlich sind sie da: die unscheinbaren Wasserläuse. Die Wasserläuse (Aquabibo lorioti; benannt nach dem Entdecker der Gruppe), sind bläulich gefärbte, glasartig durchscheinende Gliederfüßler, klein und nur schwer zu erkennen.
Die Tiere leben nahe der Oberfläche in Gruppen von einigen hundert bis tausend Individuen. Sie ernähren sich vom Meerwasser. Die durchaus freundlichen Tierchen trinken schnell große Mengen Seewasser und filtern die Nahrungspartikel heraus. Das führt dazu, dass die drolligen Tierchen pupsen müssen, was an der Wasseroberfläche zu kleinen Blasen führt. Nur durch diese Lebensspuren können wir die Anwesenheit der niedlichen Wasserläuse in unserer Nähe erahnen.

Natürlich gibt es in den Weiten der Meere nicht nur friedliche Bewohner. Heute hatten wir eine einschüchternde Begegnung mit einem großen Zebrastreifenhai (Megalogiga dentiquagga). Der auffällige Hai ist im Gegensatz zu anderen Haiarten quer und nicht längs gestreift.
Leider ist es noch nie gelungen einen Zebrastreifenhai zu fotografieren. Zebrastreifenhaie gehören in die Gruppe der Großwildhaie und sind wie der Giraffenhalshai (Megalogiga dentigiraffa) oder der Elefantenrüsselhai (Megalogiga dentiloxo) extrem selten, extrem gefährlich und haben extrem riesige Zähne. Wir wollten gerade ein Gerät aus dem Wasser holen als dieses von einem Zebrastreifenhai abgebissen wurde. Zum Glück ist niemandem von uns etwas passiert.

Wenn wir dann aber in den Weiten der Meere auf die sanften, friedlichen und freundlichen Meeresbewohner treffen, werden wir für alles entschädigt. So hatten wir auch schon die Begegnung mit einer Sogroßwieeineinsel Schildkröte (Carettaoceanus duplomaiorinsula).

Die riesigen Schildkröten erreichen im Alter schon mal diese Größe einer durchschnittlichen Eissportarena. Die seltenen Tiere verbringen ihr Leben zwischen den bis zu 45 Meter hohen Algen (Macrocystis spp.) der sonnendurchfluteten Kelp Wälder. Nur zur Eiablage wandern sie von Lichtung zu Lichtung. Im feucht-algigen Untergrund der Wälder legen sie ihre Fußball großen Eier an der Basis der Algen ab. Hin und wieder balgen sich die Schildkröten im beschaulichen Spiel mit ihren kleinen Nachbarn den Walen und toben fröhlich durch den Unterwuchs der Kelp Wälder.
Natürlich stellen die Sogroßwieeineinsel Schildkröten schon Aufgrund ihrer schieren Größe eine Gefahr für die allgemeine Schifffahrt dar. Zu unser aller Glück verfügen die Tiere über die erstaunliche Fähigkeit herannahende Schiffe durch winken mit der Flosse zu warnen und so fatale Zusammenstöße zu vermeiden.

Ihr seht, es gibt wenig Spektakuläres zu erzählen, kaum nennenswertes zu berichten und wenig imposantes zu beschreiben.

Nun muss ich zurück an meine Arbeit. Ich brauche neues Garn.

 

Ein Bericht aus der Fabel-Forschungsgruppe

Dr. Nils Nessie Bigfoot Brenke
Sonderzoologe

 

Ein überraschendes Massenauftreten von hungrigen Wasserläusen (markiert durch rote Pfeile) während der Paarungszeit im September im Nord Pazifik.  
Unsere erschütterten ForscherInnen mit dem Reststück des Gerätekabels nach einem Zebrastreifenhai Angriff. Im Kabel steckte noch einer der längs gestreiften Haizähne des quer gestreiften Zebrastreifenhais mit seinem durchaus markant gestreiften Streifenmuster.
Eine Sogroßwieeineinsel Schildkröte passiert unter Signalgabe den Bug von FS Sonne – entsprechend den internationalen Regeln der Seefahrt – in Richtung 230° nach Steuerbord.
Fröhlich und ausgelassen winken die ForscherInnen der vorbeiziehenden Sogroßwieeineinsel Schildkröte zu.